Montag, 10. Mai 2010

In Plasencia und die Engel vom Jakobsweg

Hola in die Heimat,
heute habe ich eine "Ueberfuehrungsetappe" eingelegt. Dazu spaeter.
Vorgestern morgen aus Merida losgefahren bei bedecktem Himmel, in Merida ein Cafe con Leche und ein trockenes Brot gegessen. (oh wie lecker) Die Fahrt ging von den gestrigen kultivierten Wein und Olivenanbau wieder in huegelige Dehesas mit knorrigen Eichen und grossen, bemoosten Findlingen ueber. Nach Aljucen verlauft die Via durch den Naturpark Cornalvo, die die Zivilation vergessen laesst. (11000 ha, 250 Tierarten, allein 179 Vogelarten) Dort mache ich eine furchtbare Entdeckung. Mein Brustbeutel ist weg! Mit allen Papieren und einiges an Barem!. In der Herberge angerufen, die Frau versteht mich nicht, Schwager Otto angerufen, sollte als Dolmetscher fungieren.
Und da kommen sie, die Engel vom Jakobsweg.
Ein spanisches Paar, sie mit Mountainbike, er mit Liegerad!!
Freudestrahlend halten sie mir den Brustbeutel entgegen, sie hatten mich anhand des Fotos auf dem Personalausweis erkannt und kannten mich aus Merida!
Alles war da, sie hatten den Beutel ca. 2 km vorher gefunden.
Meine Dankbarkeit konnte ich nur mit Traenen in den Augen ausdruecken! Ich habe beide zum Essen eingeladen, hoffentlich klappt das noch.
Jakobus, danke fuer die Engel, die du mir geschickt hast!
Ab jetzt ist der Brustbeutel da, wo er den Namen nach hingehoert!!!!!
In Alcuescar vor der Klosterherberge gewartet, sie oeffnet erst um 16:30 Uhr, Siesta, basta! Dann bei einer netten Hospilartario angemeldet, ein Einzelzimmer zugewiesen bekommen, (frueher Moinchzelle), gemeinsamens Abendessen mit ca. 20 Pilgern, (Gemuesesuppe, Brot, Nudeln mit Gemuese, Tintenfischringe, Obst, Wasser und Wein) alles gegen "Donavita" freiwillige Spende!
Die erste 11stedentochtkarte habe ich bei der Spende mit draufgelegt.
Und die Sonne scheint wieder!
Hier die Webadresse von meinen Engeln: http://www.vivirenbicicleta.info/
Marcos Cruz ist einer der Engel.
Am gestrigen Sonntag ging es weiter zum Tajo-Stausee. Nachts regnet es die ganze Nacht. Morgens um 7 aufgestanden, gewaschen, Sachen gepackt, Rad bepackt, jeden Tag das gleiche Prozedere. Nach einem spaerlichen Fruehstuck in der Bar, Tostadas mit Marmelade, Cafe con Leche, aufs Rad, es ist trocken, aber frisch. Mit Armlingen, Beinlingen und Regenjacke geht es las auf den Pilgerweg. Die ersten 3 bis 4 km noch 12 Pilgerinnen und Pilger aus der gleichen Herberge ueberholt. Buen camino, weiter gehts. Heinz, ein Pilger, der frueher bei Mueller Fleisch gefahren hat, ruft mir hinterher: "Gruess Erika von mir". Erika Laigre, die fruehere Wirtin von der Gaststaette Zur Muehle in Hemden!!!!! So klein ist die Welt.
Dann die naechsten 25 km keine Menschenseele mehr getroffen. Die Wege sind nass durch den Regen der vergangenen Nacht, die Furten fuehren mehr Wasser, teilweise Augen zu und durch, anders geht es nicht.
Regen setzt ein, erst nur einzelne Schauer, dann Landregen. Kuehe und Schafe suchen Schutz unter Baeumen und Felsvorspruengen, die Stoerche in den nassen Wiesen, teilweise mehr als 20 auf kleinstem Raum, suchen ihre Nahrung. Die Feldlerche steigt hoch und singt. Die ganze Szene waere bei Sonnenschein noch viel schoener gewesen. Man befindet sich auf der alten Roemerstrasse. Roemische Meilensteine und roemische Bruecken begleiten den Weg. So fuehrt der Weg bis Caceres, dessen Altstadt seit 1986 zum Weltkulturerbe zaehlt. Hier ist grosse Fiesta, die sich die ganze Woche bis heute hinzieht. Keine Uebernachtungsmoeglichkeit, viele Gaeste, Stierkampf, Zigeunermarkt, mir ist das zuviel Trubel und ich fahre weiter bis Casar de Caceres. Hier in eine Bar eingekehrt, Cafe con Leche, Brandy und Leber mit Frites genossen und aufgewaermt. Auch keine Unterkunft frei, weiter bis zum Tajo Stausee. Die Auberge ist belegt, wieder nach oben zur neuen privaten englischen Herberge. Die nette Wirting waescht meine schmutzige Waesche, gestern abend gab es ein englisches Dinner, heute morgen ein continentales breakfast.
Alles ist gut.
Heute morgen war ich "kaputt", habe trotz der herrlichen Ruhe schlecht geschlafen. Der gestrige Tag sass noch in den Knochen. Also habe ich mich dazu entschlossen, eine "Ueberfuehrungsetappe" einzulegen, da der Orginal Weg auch einige Schwierigkeiten hat. So bin ich auf der wenig befahrenen N 620 (paraell verlauft die Autobahn) ganz entspannt nach Plasencia gefahren, war gegen 13 Uhr da, habe Siesta gehalten in einer kleinen Privatpension und deshalb auch die Zeit, einen solchen langen Bericht zu schreiben.
Morgen geht es wieder auf die Via!
PS: Bilder einstellen geht leider nicht, muesste meinen eigenen Laptop dabeihaben. Hahaha.
Bleibt gesund bis spaeter,
Franz